Hammer-Filme

Das wohl legendärste Horrorfilmunternehmen der Filmgeschichte ist zurück. Seit dem Konkurs der Hammer Film Productions im Jahr 1979 wurde immer wieder über eine Reaktivierung diskutiert. Seit 2007 produzieren sie wieder – und sie wollen ihren Ruf wiederhaben.

In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gegründet, gehört Hammer Films zu den ältesten, aktiven, englischen Filmunternehmen. Über fünf Jahrzehnte (was kein kleiner Zeitraum für die Existenz einer Filmproduktion ist) schuf man zahlreiche Filme, die sich vor allem ab den 50er Jahren, durch ihren ganz eigenen visuellen Stil von anderen Produktionen unterschieden und damit eine Art Gütesiegel prägten. Viele dieser, hauptsächlich im Horror- oder Science-Fiction-Genre angesiedelten, Geschichten waren der reinste Trash – doch das tat weder dem Kultstatus noch der Unterhaltsamkeit ihrer Filme einen Abbruch. Mehr noch: ihre Interpretationen klassischer Horrorliteratur sind ein Exempel für den Zeitgeist und unterscheiden sich in ihrer Farbgebung und Bildkomposition kaum von den „Beatles-Videos“ späterer Jahre (The Night Before, Strawberry Fields Forever usw.).

1955 produzierte man mit dem Film Schock (The Quatermass Xperiment) einen wirklichen Science-Fiction-Klassiker, dem man 1957 mit Feinde aus dem Nichts (Quatermass 2) und 1967 mit Das grüne Blut der Dämonen (The Quatermass and the Pit) zwei ebenso eigenwillige Fortsetzungen nachfolgen ließ. Doch vor allem der, ebenfalls 1957 gedrehte, Re-Boot der Frankenstein-Story unter dem Titel Frankensteins Fluch (The Curse Of Frankenstein) begründeten den Ruhm der Hammer-Films. Seit den 30er Jahren hatte sich niemand an die etablierten Horrorstoffe gewagt und nun tat dies eine kleine Filmgesellschaft von der Themse, blutiger, kälter und vor allem mit geringerem Budget als alle ihre Vorgänger. Der Erfolg des Films war, auch in Zahlen ausgedrückt, überwältigend. Obwohl, oder gerade weil, nicht wenige Filmkritiker und Journalisten Vorbehalte äußerten setzte sich der Hammer-Stil beim Publikum durch. Ein Jahr später, 1958, folgte die Dracula-Verfilmung The Horror of Dracula, den man ohne Wenn und Aber zu den einflussreichsten Werken seines Genres zählen muss. Wie bereits in Frankensteins Fluch spielten wieder Christopher Lee und Peter Cushing die Hauptrollen – und beide wurden nicht nur die Aushängeschilder der Hammer Films, sie sind beide durch unzählige Auftritte in Filmen dieser Art so eng mit dem Horrorfilmgenre verknüpft, dass der Begriff Ikonen beinahe zu geringschätzig wirkt.

Doch auch wenn diese Filme zahlreiche Fortsetzungen mit sich brachten, nutzte sich die hausinterne Machart irgendwann ab. Den nicht ganz so glorreichen 60er Jahren folgten die mit Sicherheit nicht glorreichen Jahre der 70er und so kam es schließlich zum Konkurs der Hammer-Films im Jahr 1979.   

2007 wurde das Unternehmen durch den niederländischen Produzenten John de Mol reaktiviert. 2008 meldete man sich mit den Beyond The Rave – Videos zurück, 2010 folgte der erste Spielfilm Let Me In, die Neuverfilmung des, nur zwei Jahre älteren, schwedischen Vampirfilms Let The Right One In. Und 2011 folgte schließlich der wirklich erste eigene Hammer-Film der Neuzeit: The Resident, mit Hilary Swank und Christopher Lee (!!!). Der Film ist alles andere als ein Meisterwerk aber seit dem steigert man sich. Der 2012 erschienene Gruselstreifen Die Frau in Schwarz (The Woman in Black), mit Harry Potter-Darsteller Daniel Radcliffe, war gar nicht so übel und damit bleibt zu hoffen, dass die Hammer-Films nur ein wenig Trainingszeit brauchen um dann letztendlich etwas Kreativität und Stil zurück ins Horrorgenre zu bringen. Zeit wäre es ja.

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