Filmkunst

 

Sehr geehrte Freunde der Filmkunst,

willkommen auf dem Filmolymp. In Zukunft werden wir euch sowohl eine Übersicht der besten Filme aller Zeiten als auch Filmkritiken aktueller Kinofilme präsentieren.

Vom zerschnittenen Auge aus Salvadore Dalis und Louis Bunuels Film “Ein andalusischer Hund”  bis hin zur wahrlich aufwendigen Filmung der Mondlandung – und inzwischen noch weit darüber hinaus ist “der Film” nicht mehr nur das Kunstmedium, dass er anfangs war. Alle haben sich “eingemischt”: die Politik, die Wirtschaft, der Sport und vor allem unsere eigene Neugier, welche uns erschossene Präsidenten, den Krieg und auch Pornos in die Wohnzimmer brachte. Von seinen Anfängen bis zum heutigen Tage hat dieses Medium unsere Sicht auf die Welt und unser Bewusstsein vielleicht nicht geweitet, aber doch auf jeden Fall verändert.

In diesem Sinne sei euch versichert, dass von nun an, an genau dieser Stelle eine Anekdote der Filmgeschichte zum besten gegeben wird, die eure Sicht auf die von euch gesehenen oder noch zu sehenden Filme für immer in Frage stellt. Oder möchte einer von euch wirklich erfahren,

dass …

 der vermutlich erste Film der Menschheitsgeschichte weder eine Slapstick-Komödie im Stile von Charlie Chaplin, noch (wie es zunächst populär war) eine Dokumentation von Alltags-Ereignissen, wie tanzenden Menschen oder in Bahnhöfe einfahrende Züge, ist – sondern (man höre und staune): ein waschechtes Science-Fiction-Abenteuer wie es surrealer und unwirklicher kaum machbar war.

In anderen Worten: Hunter S. Thompson hätte dieses Werk wohl nicht in jedem Zustand und nicht an jedem seiner vermeintlich glorreichen Tage verkraften können!

Sicher, die Zeit hat an diesem Film, mehr als an nahezu allen anderen, ihre Spuren hinterlassen und dennoch: wenn man ihn sieht glaubt man nicht unbedingt das er (Stand:2012) bereits 110 Jahre auf dem Buckel hat und allen anderen „Machwerken“ dieser Kunstform voran gestellt ist. Warum?

Nun, vor diesem Streifen war das noch junge Medium Film maßgeblich damit beschäftigt die technische Errungenschaft der sich bewegenden Bilder zu entdecken und gleichzeitig zu erforschen. Hervorzuheben sind hierbei die Brüderpaare Skladanowsky (aus Berlin) und Lumière (aus Frankreich) welchen die Ehre zukommt die ersten Filmveranstaltungen vor zahlenden Menschen gegeben zu haben. Zudem filmten sie wenige Minuten, manchmal nur Sekunden dauernde Begebenheiten und Situationen des alltäglichen und gesellschaftlichen Lebens. In den Augen der Menschen jener Zeit (Ende 19. / Anfang 20. Jahrhundert) wirkten die bewegten Bilder wie ein Mitbringsel der bizarren und rasanten technischen Entwicklung, etwas das eher der Esoterik und der Zauberei zugehörig erschien als der Kunst.

Doch dann kam …

Die Reise zum Mond

( Le Voyage dans la lune )

Frankreich, 1902               Laufzeit: 16min

  • Regie, Drehbuch, Produktion, Schnitt, Szenenbild: Georges Méliès
  • Kamera: Michaut & Lucient Tainguay                                                          
  • Musik: Jean-Benoît Dunckel, Nicolas Godin & Octavio Vázquez
  • Kostüme: Jeanne D’Alcy
  • Bauten / Dekorationsbau: Claudel
  • Darsteller: Georges Méliès, Bleuette Bernon, Henri Delannoy, Farjaut, Kelm, Brunnet, Victor André, Jeanne D’Alcy & Depierre

… und als er kam trennte er das Medium Film in fiction und non fiction.

Passend zur gesellschaftlichen Reputation dieser jungen Kunstform war es ausgerechnet ein ehemaliger Zauberkünstler, Bühnenschauspieler und Illusionist: Georges Méliès, dem die Ehre gebührt, als erster großer Filmemacher die Geschichtsbücher zu zieren. Ihm gelang es zwei große Romane der fantastischen Literatur (Jules Verne’s „Von der Erde zum Mond“ und H.G. Wells’ „Die ersten Menschen auf dem Mond“) miteinander zu einer eigenständigen Geschichte zu verbinden und somit den ersten Film zu erschaffen, der seine gezeigten Bilder und Ereignisse aus den Bereichen der Fantasie und Vorstellungskraft und nicht allein aus der realen Welt schöpft. Dies war die erste große Revolution im Film – und bis heute trennen wir zwischen Fantastischem und Realistischem. Die zweite, wenn auch ungleich kleinere, Revolution war seine Laufzeit: ganze 16 Minuten waren weit mehr als alle anderen Filmkunstwerke dieser Zeit dem Publikum abverlangten. Diese Viertelstunde mag uns heute lächerlich erscheinen doch sie braucht sich, gemessen am technischen Aufwand, hinter keinem Science-Fiction oder Fantasyfilm der auf ihn folgte zu verstecken.

Im Übrigen: der von Martin Scorsese im Jahre 2011 gedrehte Film „Hugo Cabret“ spielt vor dem Hintergrund der Anfänge im Film, behandelt am Rande das Leben von Georges Méliès und zeigt auch Originalszenen aus „Die Reise zum Mond“.

Doch dazu ein ander’ mal mehr …

 

Atticus Klinch

 

 

Written by: