Showdown in Hollywood

Wie hat man Hollywood nicht alles genannt: Traumfabrik, Sündenpfuhl, Film-Mekka, Stadt der Illusionen, Meinungsmacher, Wiege des Kinos usw.! Aber wie ist es dazu gekommen?

Zunächst einmal muss gesagt sein, dass Hollywood von den oben genannten Namen keinen wirklich verdient (jedenfalls nicht mehr als Los Angeles an sich) und dennoch hat sie an jedem ihren Anteil. Hier soll kurz erzählt werden wie es ein kleiner Vorort von Los Angeles geschafft hat, diesen Weltruhm zu erlangen.

Die erste Welthauptstadt des Films, wenn man das überhaupt sagen kann, war New York. Unbestritten liegen die Anfänge hauptsächlich in Berlin und Frankreich, doch in NYC (besonders seinem Vorort Fort Lee) entwickelte sich die erste Filmindustrie. Filmfirmen wurden gegründet, Studios wurden gebaut, Filme wurden gedreht – „in Massen“.

1910 drehte D.W. Griffith in Hollywood (einem kleinen Vorort von Los Angeles) seinen Film „In Old California“ und er befand die Drehbedingungen für ideal, blieb mitsamt seiner Crew für mehrere, fruchtbare Monate und stellte eine ganze Hand von Filmen fertig. Als er wieder nach New York zurückkehrte muss er seinen Enthusiasmus bezüglich der neu entdeckten, idealen Location, durchaus weit gestreut haben – denn im Jahr darauf begann die große Umsiedlung. Das erste Filmstudio in Hollywood war David und William Horsleys Nestor Company und ihnen folgten noch im selben Jahr 15 (!) weitere Studios von New York nach Hollywood. Diese „Flucht“ ist bis heute ein, von beiden Seiten, häufig erwähntes Argument in der Städte-Feindschaft zwischen New York und Los Angeles.

Die Gründe für die Massenflucht lagen auf der Hand: preiswertes Land, billige Arbeitskräfte, besseres Klima, länger anhaltendes und effektiveres Tageslicht (man musste damals noch tagsüber oder mit Glasdach drehen, da es kein ausreichend helles künstliches Licht gab), doch vor allem: Man konnte freier arbeiten und entkam der Edison Co.! 

Diese Firma, auch bekannt als Motion Picture Patents Company oder Edison Trust gilt als das erste amerikanische Oligopol (oder Monopol). Gegründet 1908, wollte sie alle existierenden amerikanischen Filmfirmen unter sich vereinigen, ihre technischen Erfindungen patentieren und es somit jedem der nicht zu ihr gehörte unmöglich machen Filme zu produzieren! Verschiedene Gerichtsverfahren ab 1912 erklärten dieses Vorhaben für illegal und somit öffneten sich die Tore von Hollywood – ein Ort um eine neue, freie Filmindustrie entstehen zu lassen. Das war der Plan!

Wer sich mit amerikanischer Geschichte beschäftigt hat weiß, dass sich zu diesem Zeitpunkt manche Bundesstaaten noch buchstäblich im „Wilden Westen“ befanden, während sich andernorts Großstädte, Industrien und der Film ihren Weg bahnten. Dies sei, dem Verständnis wegen, dem nun folgenden Zitat vorangestellt. Es stammt von einem der großen Hollywood-Pioniere, Allen Dwan: „Die Company (Edison Co., Anm.d.Red.) behauptete, sie hätte ein Patent auf die Schleife in der Filmkamera [die Latham Loop] und deshalb sollte niemand sonst die Kameras benutzen dürfen […]. Doch die einzige Möglichkeit, uns zu stoppen, bestand darin, unsere Kamera zu zerstören. Also heuerten sie Revolvermänner an, die sich in den Hügeln versteckten oder wo wir sonst gerade waren. Sie schossen auf die Kameras, nicht auf uns, und zerstörten auf diese Weise eine ganze Menge Kameras. […] Also […] gingen wir in kleine, abgelegene Orte außerhalb von Los Angeles.“[1]

Das sind die Anfänge von Hollywood und in ihm liegt bis heute, wertungsfrei, der ganz eigene Charakter dieser „Filmstadt“.


[1] Reclam. Sachlexikon des Films. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart, 2007

 

 

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