King Kong und die weiße Frau

[ King Kong ]

Platz 95

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 (USA, 1933)

Regie: Merian C. Cooper & Ernest B. Schoedsack

Drehbuch: James Ashmore Creelman & Ruth Rose, Merian C. Cooper, Leon Gordon & Edgar Wallace

Kamera: Edward „Eddie“ Linden, J.O. Taylor, Vernon L. Walker & Kenneth Peach

Musik: Max Steiner & Bernhard Kaun

Schnitt: Ted Cheesman

Produktion: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack & David O. Selznick

Darsteller: Fay Wray, Bruce Cabot, Robert Armstrong, Frank Reicher, Sam Hardy, Noble Johnson, Steve Clemente, James Flavin & Victor Wong

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 King Kong und die weiße Frau markiert die Geburtsstunde des Monsterfilms, vielleicht sogar die des Abenteuerfilms generell. Auf jeden Fall ist er der erste Triumphzug des Optischen über das Inhaltliche (obwohl King Kong auch hierbei vielen Genre-Konkurrenten bis heute überlegen scheint) und ist somit Vorreiter und König (!) aller Hollywood-Blockbuster.

 Der Tonfilm war, streng genommen, knappe 6 Jahre alt und King Kong sollte einer der Gründe dafür werden, weshalb er sich gegenüber dem Stummfilm durchsetzten konnte; unter anderem auch deswegen, weil in keinem Film zuvor auch Dialoge mit Musik unterlegt wurden! Für den Wiener Komponisten Max Steiner war seine Arbeit an King Kong nicht nur Start einer Weltkarriere, ihm gebührt diesbezüglich auch der Titel „Vater der Filmmusik“.

 Allein die Story ist ein wahrer Klassiker des Zynismus (und ein enorm witziger Seitenhieb auf die Filmindustrie): Ein Regisseur will einen Film drehen, auf einer Insel, die bis auf ihn niemand kennt! Er mietet ein Boot, heuert eine enorm große Mannschaft an, organisiert sich in letzter Minute eine Hauptdarstellerin von der Straße (weil keine andere Schauspielerin bereit war, sich zu einem solchen Himmelfahrtskommando zu melden und als einzige Frau unter hunderten Männern wochenlang unterwegs zu sein) und sticht, offenbar halb enthusiastisch, halb geisteskrank in See.

Auf der Fahrt enthüllt er seine Gründe: Auf der Insel, welche einer verlorenen Welt ähnelt, kursiert unter den Eingeborenen die Legende vom Kong! Ein anscheinend blutrünstiges, kaum zu beschreibendes Untier, dass von einer längst ausgestorbenen Zivilisation hinter einer monumental hohen Mauer im Urwald gefangen gehalten wurde – und dort womöglich noch immer haust. Dieses Monster will er für seinen neuen Film! Dafür ist er bereit alles zu tun: Seine Mannschaft zu opfern, seine ahnungslose Hauptdarstellerin ebenfalls und erst recht jene Eingeborenen, die offenbar seit Jahrhunderten in wohl überlegtem Abstand zum Kong leben.

Auf der Insel, „Skull Island“ (!), angekommen beginnt dann schließlich das große Abenteuer! Kongs Auftritt ist spektakulär (immer noch): Er gibt dem Regisseur genau das, was dieser will – ordentlich Action. Nach dem Verlassen seiner unliebsamen Zuflucht macht er allen Umstehenden erst einmal klar, wer hier der Chef im Dschungel ist und „klaut“ sogar die Frau (die Einzige!).

In ihrer Ehre gekränkt und im festen Willen die „Bestie“ zu zähmen, machen die übrig gebliebenen Männer Jagd auf King Kong. Sie nehmen ihn schließlich, mit ein wenig Glück, gefangen, bringen ihn nach New York um ihn auszustellen (!) und beschwören damit den tragischsten Rachefeldzug der Filmgeschichte herauf. Denn King Kong will nicht nur frei sein, er will auch seine Frau zurück – selbst wenn er dafür bis auf das Empire State Building klettern muss.

 Der Film ist tiefgründiger als man auf den ersten Blick sehen kann. Er ist eine Gegenüberstellung von Stadt und Natur, von Stadtmensch und Naturmensch, von dem was wir waren (King Kong) und dem was wir geworden sind (Regisseure).

Die Männer fühlen sich durch den Kong bedroht, weil er vielleicht tausendmal mehr Mann ist als sie!

Doch die wirklich zynische Note dieses Films ist eine andere. Die Geschichte handelt von einem Regisseur, der den größten Film aller Zeiten drehen will – der einzige Unterschied zu dem Film den wir sehen ist, dass es zwei Regisseure waren!

Anm.d.Red.: Es gab bisher zwei Neuverfilmungen von King Kong (unter eben diesem Titel). Die eine, von John Guillermin aus dem Jahre 1976 ist nur eingefleischten Fans zu empfehlen. Die andere, von Peter Jackson aus dem Jahr 2005 ist, der Meinung unserer Redaktion nach, auf jeden Fall ein würdiges Re-Boot und weit weniger schlecht als viele Kritiker und Filmseiten uns glauben machen wollen.

 

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