In Venedig ist es wieder soweit: Das älteste Filmfestival der Welt feiert vom 28.August bis zum 07.September 2013 seine 70.Ausgabe und Preisverleihung.
Seit dem 06.August 1932 werden (fast) jedes Jahr zwischen August und September auf dem Lido in Venedig “neue“ Filme gefeiert. Produzenten und Regisseure stellen hier ihre zuletzt vollendeten Werke vor. Sie präsentieren sie dem venezianischen und dem internationalen Publikum und schließlich einer Jury. Diese Jury wird jedes Jahr neu zusammengewürfelt und kürt aus einem Topf von sich im Wettbewerb laufenden Spielfilmen einen Sieger: den Goldenen Löwen.
Doch der Goldene Löwe wird erst seit 1949 als Hauptpreis des Filmfestivals vergeben. Eröffnungsfilm der ersten Festspiele von 1932, bei der es noch keine Trophäen zu verleihen gab, war Rouben Mamoulians Dr. Jekyll and Mr. Hyde (USA, 1931). Ein Jahr später fand das Festival gar nicht statt und zwischen 1934 und 1942 wurde die nach dem italienischen Diktator benannte Coppa Mussolini als Hauptpreis an jeweils einen italienischen und einen ausländischen Film verliehen! Die weiterhin unter starker politischer Beobachtung stehenden Filmfestspiele von 1943 bis 1946 werden heute von der offiziellen Wettbewerbsleistung nicht mitgezählt. Als erste freie Veranstaltung gelten die Festspiele von 1947 und 1948. Im Jahr darauf wurde dann erstmals der, vom venezianischen Stadtwappen abgeleitete, Löwe von San Marco vergeben. In den darauf folgenden Jahren wurde dieser schlicht Leone d’Oro (Goldener Löwe) genannt und so wird er bis heute stets dem Regisseur des Films übergeben. Einzig in den Jahren 1969-1979 wurde kein Preis verliehen, ebenfalls aus politischen Gründen, doch diesmal kam der Druck von linker Seite und die Organisatoren befanden es für zu Heikel in der aufgeladenen 68er-Atmosphäre einen Preis zu verleihen, welcher, historisch betrachtet, auf quasi faschistischen Füßen steht.
Dennoch hat sich aus den Preisträgern all dieser Jahre eine illustere Gesellschaft an Filmen ergeben zu denen Rashomon (1951), Das Wort (1955), Letztes Jahr in Marienbad (1961), Iwans Kindheit (1962), Schlacht um Algier (1966), Gloria, die Gangsterbraut (1980), Hana-Bi (1997) oder The Wrestler (2008) gehören.
Als Hauptkino und maßgeblicher Veranstaltungsort fungiert seit nahezu jeher, der weltweit berühmte Palazzo del Cinema.
Zur diesjährigen Jury gehören unter anderem Prinzessin Leia- Darstellerin Carrie Fisher, der Schweizer Kameramann Renato Berta (Auf Wiedersehen, Kinder; Chabrols Süßes Gift) , die deutsche Schauspielerin Martina Gedeck (Bella Martha; Die Wand) und ihre französische Kollegin Virginie Ledoyen (8 Frauen; The Beach). Den Vorsitz der Jury hat, zum zweiten mal (nach 1983), der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci (1900 – Novecento, Der letzte Kaiser, Der große Irrtum) inne.
Und auch unter den 20 Wettbewerbsfilmen finden sich schon jetzt, wie nahezu jedes Jahr, einige interessante Neuerscheinungen – wie zum Beispiel Terry Gilliam’s The Zero Theorem, Jonathan Glazer’s dritter Film Under The Skin und Hayao Miyazaki’s neues Anime The Wind Rises.