Dead Presidents

Platz 100

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 (USA, 1995)

Regie: Albert & Allen Hughes

Drehbuch: Albert Hughes, Allen Hughes & Michael Henry Brown

Kamera: Lisa Rinzler

Musik: Danny Elfman

Schnitt: Dan Lebental

Produktion: Albert & Allen Hughes

Darsteller: Larenz Tate, Keith David, Chris Tucker, Freddy Rodríguez, Rose Jackson,

N’Bushe Wright, Bokeem Woodbine, Clifton Powell, Terrence Howard …

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Dieser Film ist keine Frage von Geschmack sondern wohl eher eine Frage von politischer Auffassungsgabe – das soll nicht beleidigend klingen sondern eher als Vorwurf dahingehend, dass es sich bei „Dead Presidents“ um einen der missachtetsten Filme seiner Generation handelt.

Er mag nicht für jeden und schon gar nicht zu jedem Zeitpunkt die perfekte Unterhaltung sein – aber, Gott sei mein Zeuge, der Film hat Eier! Er hat den Mut etwas äußerst Schwieriges aufzuzeigen, nämlich Zusammenhänge; Zusammenhänge zwischen politischen Entscheidungen und gesellschaftlicher Entwicklung. An den Stellen wo all jene gewollt-politisch-unkorrekten Filme versagen triumphiert „Dead Presidents“ auf ganzer Linie: denn er will nie intellektuell sein und verlangt seinen Figuren auch keine Reflektion der Geschehnisse ab.

 Es geht um einen ganz normalen, schwarzen, jungen Mann, der im Brooklyn der 60er aufwächst, sich verliebt, dennoch aufgrund mangelnder Berufsaussichten nach Vietnam geht (diese Episode ist grauenhafter als manch’ berüchtigter Vietnam-Kriegsfilm), kehrt schließlich Heim (immer noch ohne Berufsaussichten) und findet eine veränderte Welt vor, nicht nur im Privatleben sondern auch in seiner Nachbarschaft. Stellvertretend für tausende von (vor allem schwarzen!) Männern sieht er sich mit einer Lebenssituation konfrontiert die ihn zu einer folgenschweren Entscheidung zwingt.

 Es sind so viele Dinge bemerkenswert an diesem Film: er bietet äußerst spannende Moment, gute Action, einen außerordentlich atmosphärischen Soundtrack, einprägsame Gesichter und Schauspielerleistungen (unter anderem zeigt Chris Tucker das er richtig was drauf hat), doch vor allem eine fast diabolische Schnur zwischen den Zeilen, welche all diese Szenen miteinander zu verbinden scheint um etwas viel größeres aufzuzeigen, etwas das jeder selbst finden sollte und nicht vorweggenommen werden kann.

 Wenn man die politische Botschaft begreift ist der Film beim zweiten Mal anschauen ein noch schonungsloseres Erlebnis, denn man erkennt die Ausweglosigkeit des Ganzen und muss sich zwingend die Frage stellen wer die Fäden dieser Puppen (dieser Menschen) zieht.

Ein Schlüssel dazu ist bereits die grandiose Anfangssequenz bei der man sofort begreift warum für diesen Film nicht geworben wird. Und obwohl das Ende vielleicht etwas pathetisch (auf keinen Fall aber unauthentisch) daherkommt ist es wichtig – es dürfte kein anderes geben.

 P.S. Die Titelsequenz ist wirklich der Hammer, keine Übertreibung: die ersten 4 Minuten gehören zu den subversivsten und politisch aussagekräftigsten der Filmgeschichte.

Anm.d.Red.: Dead Presidents steht im umgangssprachlichen englisch für Geldscheine: “Tote Präsidenten”, da, wie ihr sicher wisst, auf amerikanischen Banknoten ausschließlich Gesichter verstorbener US-Präsidenten zu sehen sind!

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