Die Nacht ist geheimnisvoll, die Nacht ist inspirierend. In Filmen gilt das ebenso, oftmals ist sie dort sogar romantischer abgebildet als es in der Realität möglich erscheint. Alles nur gelogen.
Um es vorweg zu nehmen: Der Begriff Amerikanische Nacht bezeichnet in der Filmwelt den inszenatorischen Trick, bei Tage zu drehen und es nach Nacht aussehen zu lassen!
Im englischsprachigen Raum wird diese Methode als „Day-for-Night“ (Tag als Nacht) bezeichnet. Dabei ist es möglich, bereits beim Dreh, durch die Verwendung von Linsenfiltern oder Unterbelichtungen, diesen Effekt mit der Kamera zu erzeugen. Natürlich ist heutzutage auch in der Nachbearbeitung am Computer einiges herauszuholen, doch das Verfahren, welches als Amerikanische Nacht bezeichnet wird, ist bedeutend älter als jeder Rechner.
Zu enttarnen ist dieser Trick häufig durch, trotz fehlender Lichtquellen, erkennbare Schatten der Darsteller. An dieser Stelle muss jedoch auch einmal gesagt werden, dass all die künstlichen Nachte, welche uns Hollywood in den vergangenen Jahrzehnten kreierte, doch auch zu inspirierenden und magischen Momenten beigetragen haben! Schon deshalb sollte man nicht allzu streng über den Betrug der amerikanischen Nacht urteilen.
Abgesehen davon, haben nicht nur Amerikaner diesen Trick verwendet, doch er passt wie die Faust aufs Auge, wenn es um den stilistischen Charakter der Traumfabrik geht. Die Amerikanische Nacht verdeutlicht Hollywoods Herangehensweise an das Medium Film: Illusionen schaffen.
Ein Denkmal wurde diesem Thema durch den französischen Regisseur François Truffaut gesetzt, der in seinem Film Die amerikanische Nacht (Frankreich / Italien, 1973) einigen inszenatorischen Tricks des Filmemachens nachspürte und ihnen gleichsam seine Liebe erklärte. Der Film ist ein unverzichtbares Statement für die Magie des Kinos obwohl er die großen Zaubertricks zu enttarnen scheint.
Kommt gut durch die Nacht!